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Auf Schlittenfahrt in Grönland

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Mit Peter von Greenland Travel

Zwei unserer Kollegen, Peter und Ulf, haben viele Jahre in Ilulissat gelebt. Dort waren sie begeisterte Hundeschlittenführer mit ihrem eigenen Gespann. Lesen Sie hier Peters Erfahrungsbericht.

Wenn man über Hundeschlittenfahrten bei Ilulissat spricht, dann kommt man an Peter Simonsen nicht vorbei. Peter hat 9 Jahre lang mit seinen eigenen Hunden in Ilulissat gelebt. Er kennt die Gegend wie seine Westentasche. Peter ist mit vielen unserer Reisegäste gefahren und spricht anschließend oft lange mit ihnen über ihre Erlebnisse im Schnee.

Peter spricht hier darüber, was Sie von einer 4-Tages-Tour auf dem Hundeschlitten in den schönsten Gegenden Grönlands erwarten können. Auch wenn Sie nicht direkt in Ilulissat fahren, sondern in einer anderen Stadt oder Siedlung, können Sie hier ein Gefühl für eine richtige Hundeschlittenfahrt bekommen.

Der Schnee und die Hügel des Winters

Wir schreiben den Monat März. Vor Ihnen liegen drei Nächte in der einsamen Gegend um Ilulissat. Die Hundeschlittenführer packen die Schlitten mit Kisten, Schlafsäcken, Hundefutter und Zelten. Den schwer beladenen Schlitten zum Trotz ist das Tempo bei der Fahrt über die Ebene überraschend hoch.

Die Fahrt stoppt jedoch abrupt am Fuß des Berges „Store Akinaq“. Jetzt geht es 200 bis 300 Meter steil bergauf. Alle müssen absteigen, damit die Hunde die Last den Berg hinaufziehen können. Der Schlittenführer bittet Sie mehrmals, sich auf dem Schlitten auszuruhen, damit der Weg nach oben zu bewältigen ist. Oben auf dem Berg geht es auf ebenem Gelände weiter über kleine Pässe und lange Seen ohne größere Anstiege.

 

Die herrliche Aussicht

Nach 3 bis 4 Stunden Fahrt im Gebirge und ein paar Kaffeepausen mit überwältigender Aussicht über den Ilulissat Eisfjord erreichen Sie den Fjord Sikuiuitsoq und damit das Meereis. Sie nehmen ein leichtes, gefrorenes Mittagessen in einer einfachen Jagdhütte ein. Dann geht die Fahrt weiter zu den Angelplätzen auf dem Eis. Es ist ein herrliches Erlebnis, mit dem Schlitten zwischen den majestätischen Eisbergen zu fahren, die im Meereis festgefroren sind.

Die Fischer auf dem Eisfjord

Der Ilulissat Eisfjord ist für seine großen Mengen köstlichen Heilbutt bekannt. Die Langleinenfischer arbeiten 7 bis 8 Monate im Jahr im Eisfjord. Das ist harte Arbeit, wo sie Schnee, der winterlichen Dunkelheit und Kälte bis zu minus 40 Grad trotzen müssen.

Hier hacken sie ein Loch ins Eis und legen mit einem ausgeklügelten System bis zu 400 Haken auf dem Meeresgrund ab. Diese werden einige Stunden später mit Muskelkraft wieder hinaufgezogen. Die Fischer übernachten in einem einfachen Schlittenzelt, denn es kann 2 bis 3 Tage dauern, die 300 bis 500 Kilogramm Heilbutt zu fangen, die auf einem Schlitten Platz haben. Danach müssen die Hunde hart arbeiten. Sie ackern, um die 35 Kilometer in die Stadt zurückzulegen. Ihr Lohn ist ein leckerer Heilbutt pro Nase zum Abendessen.

 

Heilbutt zum Abendbrot und Übernachtung bei 28 Minusgraden

Auch Sie werden Heilbutt kosten. Der Fisch wird mit Reis, Kartoffeln und Zwiebeln zubereitet. Nach den Strapazen des Tages schmeckt er himmlisch. Sie verbringen die Nacht in einem Zelt. Wir haben ein modernes isoliertes Zelt mit Petroleumofen und Polarschlafsäcken dabei. Die Temperatur kann in dieser Nacht auf unter minus 28 Grad fallen.

Die Fänger liegen auf Rentierfell und schlafen auf dem Schlitten mit einem zischenden Petroleumsöfchen als Wärmequelle – selbstverständlich ohne Schlafsack, denn so etwas benutzt ein richtiger Fänger nicht. Ihre warmen Hosen aus Eisbärfell kommen erst richtig zum Einsatz, wenn sie so übernachten, wie es die Fänger in vielen Generationen getan haben. Die Tranlampe ist mit einem Gaskocher ersetzt worden, aber ansonsten scheint die Zeit hier draußen in der grönländischen Natur fernab von Fernwärme, Internet, SMS und Fernsehen still zu stehen.

Photo by David Trood - Visit Greenland
Photo by Mads Pihl - Visit Greenland

Das Inlandeis

Uns anderen, weniger Hartgesottenen fällt es schwer, die warmen Schlafsäcke am nächsten Morgen zu verlassen. Aber Kaffee, Müsli und Marmeladenbrote machen es etwas einfacher. Ein Ausflug zum Inlandeis steht nun auf dem Plan. Folgen Sie den Spuren der Polarforscher und Entdeckungsreisenden Fridtjof Nansen und Knud Rasmussen.

Nach einigen Stunden Fahrt an der Insel Nunatarsuaq entlang, kommen Sie am frühen Nachmittag zum Rand des Inlandeises und der Aufstieg beginnt. Der geht recht undramatisch vor sich, denn Eis und Land gehen nahtlos ineinander über. Die Hunde traben mit gereckten Schwänzen hinauf. Noch 3 bis 4 Kilometer und dann haben wir das Inlandeis erreicht!

Das Bewusstsein darüber, dass mehrere Hundert Meter Eis unter unseren Füßen liegen, ist ganz besonders – alles ist weiß und einsam. Man kann sich hier leicht vorstellen, wie abweisend das Inlandeis auf die ersten Pioniere gewirkt haben muss, die es vor über 100 Jahren überquert haben.

 

Das Nordlicht

Sie verbringen die Nacht in einer einfachen Fanghütte mit einer Pritsche, einem kleinen Ofen und Tisch. Die Hunde sind wohl der Meinung, dass der heutige Tag einfach war und heulen in der Nacht mehrmals vergnügt. Eine Wanderung ins Gebirge zeigt Ihnen das magische Nordlicht. Wunderschön und beeindruckend wogt es bald hier, bald dort über den Himmel.

Die alten Inuit waren der Meinung, dass bei Nordlicht die Toten mit einem Walrossschädel Ball spielten. Verloren sie ihren „Ball“, spielten sie stattdessen mit einem Schädel aus einem Inuitgrab weiter. Deshalb liegen die Unterkiefer selten zusammen mit dem Schädel in grönländischen Steingräbern. Die moderne, wissenschaftliche Erklärung der Erscheinung des Nordlichts ist weit weniger dramatisch und romantisch.

Schneewetter

Die Temperatur kann in der Nacht um über 10 Grad ansteigen. Der Südwind weht dichten Schnee herüber, der die Sichtbarkeit verringert. Die Robbenfellanoraks mit Pelzkragen kommen hier mit Recht zum Einsatz! Den ganzen 15 Kilometer langen Weg zurück über den Fjord Sikuiuitsoq kann man die Schlitten der Fänger erspähen. Ansonsten wird uns eine Aussicht auf 17 Hunde geboten, die vom Wetter verblüffend unbeeindruckt ruhig vorantraben.

Nach dem Mittagessen klart das Wetter etwas auf und schenkt uns einen Ausblick über den Eisfjord, während die Schlitten sich in die Gebirge hinauf arbeiten, auf dem Weg nach Norden in die Siedlung Oqaatsut. Diese Strecke wird von den Fischern der Siedlung benutzt, wenn sie im Eisfjord angeln. In den Schneewehen ist jedoch keine Spur zu erkennen. Der heutige Tag war für die Hunde, den Schlittenführer und die Gäste eine harte und die längste Etappe auf dieser Tour. Endlich wird am späten Nachmittag in einer bequemen Hütte der Petroleumofen angemacht.

 

Besuch in der Siedlung

Ein langer Schlittentag steht uns bevor. Wir nehmen Kurs auf die Siedlung Oqaatsut, die ca. 7 Kilometer von der Hütte entfernt liegt. Oqaatsuts Einwohnerzahl liegt bei etwa 40 Personen. Der Ort ist etwa 15 Kilometer Luftlinie von Ilulissat entfernt. Trotz der kleinen Bevölkerung gibt es hier eine Kirche, eine Schule, eine Stelle für die Verteilung von Medizin, einen Laden, ein Wasserwerk, ein Elektrizitätswerk und sogar ein gemütliches kleines Restaurant, das von einem Ehepaar betrieben wird. Eine Tasse Kaffee in einem Wohnhaus kann Wunder wirken. Die Wände sind mit Diplomen der Kinder und Enkel sowie Handarbeiten geschmückt.

Ilulissat liegt einsam etwa 300 Kilometer nördlich vom Polarkreis. Die Bevölkerungszahl beträgt nur knapp 5000 Einwohner. Und trotzdem fühlt es sich nach 4 tollen Tagen auf dem Schlitten an, als komme man in die Großstadt zurück. Von Hundeschlittenfahrten wird man schnell abhängig!